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Klaus Schlesinger (1937 - 2001) · Biografie · Berlin · Karte · Dunckerstrae

Dunckerstraße


Ich rede nicht von einer beliebigen Straße, ich rede von der Duncker. Natürlich muß ich, wenn ich von der Duncker rede, auch von anderen Straßen reden; etwa von der Bernauer, die man über die Danziger, die jetzt Dimitroff heißt, und die Eberswalder erreicht und deren südliche Seite zum Osten, deren nördliche zum Westen gehörte. Ich weiß nicht, wie oft wir durch die Bernauer gegangen sind, natürlich nicht öfter als durch die Duncker, aber sicherlich öfter als durch die Schliemann, die quasi um die Ecke lag. Die Bernauer war für uns so etwas wie das Tor zur Welt, zu einer anderen Welt genau genommen, denn selbstverständlich blieb die Duncker für uns der Mittelpunkt des Lebens schlechthin.


Foto: private

Daß wir auch öfter in den Spielhallen in Grenznähe herumstanden und zur Musik aus den Boxen rhythmisch die Füße und Oberkörper bewegten, will ich nicht verschweigen, auch wenn wir uns neben den Typen aus dem französischen Sektor etwas verloren vorkamen, und das nicht nur, weil wir, wegen des hohen Umtauschkurses, weniger Geld als sie hatten und die Mädchen uns, vermutlich wegen unserer anderen Kleidung, überhaupt nicht zur Kenntnis nahmen. Warum, wußte keiner so genau zu sagen, aber so sehr uns die Welt dieser Spielhallen anzog, so fremd fühlten wir uns nach einer haben Stunde Fußwippen und Kopfnicken und nutzten die nächste Musikpause zu einem schlendernden Abgang.

Quelle: Die Sache mit Randow. Berlin: Aufbau-Verlag, 1996. S. 175.


Foto: A. Thieme, 2003

Der zweite Hinterhof der Nummer 84 war der interessanteste von allen Höfen in der Vorderduncker. Er hatte nur einen Seitenflügel, und der Teil, an dem sonst das Quergebäude steht, war mit einem Maschendrahtzaun abgeteilt. An der Brandmauer zur Schliemann war ein Verschlag mit einem geteerten Holzdach angebracht, unter dem drei Pferdewagen standen, und an der Stelle im Seitenflügel, in dem sonst die zweite Parterrewohnung liegt, waren zwei große Flügeltüren, die zu einem Pferdestall führten.
Quelle: Die Sache mit Randow. Berlin: Aufbau-Verlag, 1996. S. 134.

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